Die Wechseljahre bringen nicht nur körperliche, sondern auch psychische und partnerschaftliche Veränderungen mit sich. Ein vermindertes sexuelles Verlangen ist eines der häufigsten Probleme, das Frauen über 45 berichten. Häufig geht es einher mit vaginaler Trockenheit, einem Rückgang des Selbstbewusstseins, Müdigkeit und einem schlechteren allgemeinen Wohlbefinden. Auch wenn ein nachlassendes sexuelles Interesse physiologisch ist, bedeutet es nicht das Ende des intimen Lebens. Es gibt effektive Möglichkeiten – sowohl natürliche als auch medizinische –, um die Lust zurückzugewinnen.

Warum sinkt das Libido in den Wechseljahren?

Hauptursache ist der Rückgang von Östrogenen und Androgenen (insbesondere Testosteron), die das sexuelle Verlangen, die Befeuchtung des Gewebes und die Durchblutung der Geschlechtsorgane regulieren¹.

Häufige körperliche und psychische Gründe für einen Libidoverlust:

  • Vaginale Trockenheit und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie)
  • Schlafstörungen, Erschöpfung, chronischer Stress
  • Stimmungsschwankungen, Depression, Angst
  • Negatives Körperbild, Verlust des Selbstwertgefühls
  • Partnerschaftsprobleme oder fehlende emotionale Unterstützung

Einige Frauen berichten auch von einem verminderten Lustempfinden oder Schwierigkeiten beim Erreichen des Orgasmus, was sie zusätzlich hemmt².

Wie kann man die Libido in den Wechseljahren wiederherstellen?

1. Behandlung von vaginaler Trockenheit und schmerzhaftem Sex

Vaginale Trockenheit betrifft bis zu 50 % der Frauen nach der Menopause und bleibt oft unbehandelt³. Sie kann den Geschlechtsverkehr erheblich beeinträchtigen.

Wirksame Lösungen:

  • Gleitmittel auf Wasser- oder Silikonbasis – sorgen sofort für mehr Komfort
  • Vaginale Feuchtigkeitscremes (z. B. mit Hyaluronsäure) – wirken langfristig
  • Lokale Östrogene (Zäpfchen, Cremes, Vaginalringe) – regenerieren die Schleimhaut und verbessern die Elastizität⁴

2. Hormontherapie (HRT oder Androgentherapie)

Bei starkem Libidoverlust, insbesondere nach operativer Menopause, kann eine Hormontherapie in Erwägung gezogen werden:

  • HRT (Östrogene + Gestagene) – verbessert die Befeuchtung, Durchblutung und das allgemeine Wohlbefinden
  • Niedrig dosiertes Testosteron – kann bei Mangel das sexuelle Verlangen steigern, nur unter ärztlicher Aufsicht⁵

3. Psychosexuelle und emotionale Unterstützung

  • Individuelle oder Paartherapie – hilfreich bei Spannungen, Traumata oder Kommunikationsproblemen
  • Kognitive Verhaltenstherapie (CBT) – effektiv bei negativem Körperbild und geringem Selbstwert
  • Achtsamkeitsübungen und Meditation – fördern die Körperwahrnehmung und Präsenz im Moment

4. Stärkung der Partnerschaft und Kommunikation

Offene Gespräche über Bedürfnisse und körperliche Veränderungen können die Nähe zwischen Partnern stärken. Neue Formen der Intimität wie Massage, Berührung und gemeinsame Zeit ohne Leistungsdruck können das Vertrauen und die Sinnlichkeit wieder aufleben lassen⁶.

5. Körperliche Aktivität und gesunder Lebensstil

  • Bewegung fördert die Durchblutung, versorgt das Gehirn mit Sauerstoff und erhöht die Endorphinproduktion
  • Regelmäßiger Sport verbessert das Körperbild und das Selbstwertgefühl⁷
  • Yoga und Pilates stärken die Flexibilität, das Körperbewusstsein und den Beckenboden

6. Natürliche Libido-Booster

Einige Pflanzenstoffe und Nahrungsergänzungen können das hormonelle Gleichgewicht unterstützen und die Libido verbessern:

  • Maca (Lepidium meyenii) – traditionelle peruanische Wurzel zur Förderung des sexuellen Verlangens⁸
  • Koreanischer Ginseng – adaptogen, unterstützt die Libido
  • DHEA (Dehydroepiandrosteron) – Hormonvorstufe, in manchen Ländern als Nahrungsergänzung erhältlich; moderate Wirksamkeit
  • L-Arginin – Aminosäure zur Förderung der Durchblutung der Geschlechtsorgane

Vor der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sollte ein Arzt konsultiert werden, besonders bei chronischen Erkrankungen.

Wann sollte man einen Spezialisten aufsuchen?

Es ist ratsam, einen Gynäkologen, Sexualmediziner oder Psychotherapeuten aufzusuchen, wenn:

  • Der Libidoverlust über mehrere Monate anhält und die Partnerschaft belastet
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr auftreten
  • Das Desinteresse an Sex mit Depression oder Angstzuständen einhergeht
  • Ein stark gestörtes Körperbild vorliegt

Zusammenfassung

Ein Rückgang der Libido in den Wechseljahren ist weit verbreitet – doch das bedeutet nicht das Ende des sexuellen Lebens. Im Gegenteil: Viele Frauen entdecken nach 50 eine neue Qualität der Nähe, wenn sie ihre Bedürfnisse erkennen und Körper sowie Seele aktiv unterstützen. Die Pflege von Intimität, Partnerschaft und hormoneller Gesundheit ist eine Investition in das volle Frausein in dieser neuen Lebensphase.

Przypisy

  • Davis SR et al. Managing menopause: biologic basis and evidence-based options. J Clin Endocrinol Metab. 2015.
  • Dennerstein L et al. Sexuality and the menopause. J Psychosom Obstet Gynaecol. 2003.
  • Nappi RE, Palacios S. Impact of vulvovaginal atrophy on sexual health. Climacteric. 2014.
  • Bachmann G et al. Vaginal estrogen therapy for the treatment of atrophic vaginitis. Menopause. 2009.
  • Wierman ME et al. Androgen therapy in women: a reappraisal. J Clin Endocrinol Metab. 2010.
  • Brotto LA, Luria M. Sexual interest and desire in women. Can J Psychiatry. 2014.
  • Ambler DR et al. Physical activity and sexuality in midlife women. J Womens Health. 2006.
  • Gonzales GF et al. Effect of Lepidium meyenii (maca) on sexual desire in men and women. CNS Neurosci Ther. 2012.
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